Austausch, Proben, Präsentationen und drei Festivaltage: Im Laufe von zwei Wochen FELDlager wird im FELDTheater für junges Publikum miteinander gespielt, gestritten. 100 Kinder und Jugendliche diskutieren zum Abschluss darüber, wie sie Diskriminierung an Schulen erleben. Erwachsene sind gar nicht gefragt – dürfen aber dabei sein.
Zum Finale der dritten Streitkultur stellt das FELD Theater für junges Publikum für zwei Juni-Wochen die kompletten Räumlichkeiten den Schüler:innen zur Verfügung. Es wird geprobt, finalisiert, gegenseitig präsentiert und miteinander in Austausch gegangen. Zum Abschluss des FELDlagers findet am 24.06.2022 ein Festivaltag mit Präsentationen aus den Projekten, Spielen und einer Diskussionsrunde statt. Das Programm am Festivaltag wird von einem jugendlichen Kurator:innen-Team der Fritz-Karsen-Schule entwickelt und umgesetzt.
FELDlager I: Der Mittwoch
Wie sieht die Welt aus, wenn man sie nicht hört? Ihr denkt, das ist egal? Denn sehen ist ja nicht hören? Falsch! In dem Stück „???“ erzählen Schüler:innen der 3b der Rosa-Parks-Grundschule, was für fantastische Sachen passieren können, wenn man die Perspektive ändert. In kleinen, selbst erfundenen Geschichten der Kinder wird ein Tape auf dem Boden zum Drahtseil, eines an der Wand zu Pfeil und Bogen und ja, ehe man sich versieht, kann man auch tief in imaginärem Sand verbuddelt werden.
Im Saal schauen zu: Schüler:innen der Wedding-Schule, die in ihrem Bezirk im Afrikanischen Viertel ihren eigenen interaktiven Stadtspaziergang schon hinter sich haben, und Kinder der Fichtelgebirge-Grundschule, die im Anschluss ihre Mitmisch-Geschichten erzählen. In langen Reihen überqueren sie die Bühne und wupps, bleiben ein paar liegen. Die anderen sind weg? Zeit aufzustehen und miteinander von all den kleinen und großen Kämpfen zu erzählen, die es im Alltag auszutragen gilt.
FELDlager II: Der erste Freitag
„Girls just wanna have fun“ – dazu eine Choreografie und der Satz „No, means no!“ am Ende. Im Saal des FELD Theater reinszenieren die Schüler:innen des 7. Jahrgangs des Robert-Blum-Gymnasiums ihren Flashmob, den sie zuvor in der Berliner S-Bahn getanzt haben. Eindrücke vom S-Bahn-Flashmob gibt es in Filmform. Im Publikum sind die Schüler:innen der Kurt-Tucholsky-Oberschule, die an diesem Tag einen ersten Einstieg in ihr künftiges Streitkultur-Projekt namens „Institut der Einsamkeit“ haben.
Beide Klassen kommen in den Austausch und reden über Sexismus, Reaktionen der Menschen in den S-Bahnen, Peinlichkeiten beim Performen und darüber, was man beim nächsten Mal anders machen könnte. Spontan entscheiden sich die Schüler:innen der Kurt-Tucholsky-Oberschule, von ihren Projektideen zu erzählen, und fragen nach dem Unterschied von Einsamkeit und Alleinsein.
FELDlager III – Das Festival
„An unserer Schule hängt das Schild ,Schule ohne Rassismus‘“. „Wie erlebt ihr das, sind wir eine Schule ohne Rassismus?“, fragt ein Mädchen ihre Mitschüler:innen. Circa 100 Kinder und Jugendliche aus der Werbellinsee-Grundschule, dem Robert-Blum-Gymnasium und der Fritz-Karsen-Schule versammeln sich am Festival-Freitag im Theatersaal des FELD.
Die Schüler:innen erzählen sich gegenseitig von Diskriminierung, die ihnen selbst widerfahren ist, diskutieren den Sinn von Sanktionen, berichten von Solidaritätsaktionen. Etwa davon, wie einer Praktikantin, die ein Kopftuch trug, gekündigt wurde und aus Solidarität viele Schüler:innen einen Tag mit Kopftuch in die Schule kamen. Oder wie einem Lehrer gemeinsam klar gemacht wird, dass Kommentare zur Kleidung von Schüler:innen nicht angebracht sind.
Organisiert, moderiert und mit Spielen angereichert wird der Festival-Tag von Schüler:innen der Fritz-Karsen-Schule. Dieses Sich-selbst-organisieren, das wird nicht erst beim „Polit-Talk“ kurz vor der Mittagspause klar, macht einen entscheidenden Unterschied.
Morgens, zum Auftakt, gibt es zunächst eine Aufführung von Kindern aus verschiedenen Klassen der Werbellinsee-Grundschule auf dem Vorhof des Theaters. „Armleuchter“. Ach, all diese Mühen sich in einer Gruppe einig zu werden – und es einfach wieder und wieder nicht zu schaffen. Durcheinander erzählen, durcheinander tanzen kann Spaß machen. Auf Dauer ist das aber ganz schön anstrengend. Manchmal, ganz plötzlich, kommen alle zusammen. Das sind die genialen Momente.
Schüler:innen des 11. Jahrgangs der Fritz-Karsen-Schule hinterfragen im Anschluss in „Einfach Aufstehen“ die Bilder und Klischees der Erwachsenen über Jugendliche. Dazwischen selbst erfundene Spiele, der große Polit-Talk, Apfelsaftschorle-Empfang und natürlich auch etwas zu essen. Die Kleinen gehen, die älteren Schüler:innen des Hermann-Ehlers-Gymnasiums kommen. Zum furiosen Finale des Tages, nochmal auf dem Vorplatz, ein Spektakel mit Schüler:innen des Robert-Blum-Gymnasiums. „Unsichtbare Grenzen“. Wofür würdest du aufstehen? Zwei Reihen Tänzer:innen, die aufeinander „krachen“ und Wut in Tanz verwandeln. Im Anschluss ein letztes Spiel und dann großes Feiern.
Einen Radiobeitrag über den Festival-Tag des FELDlagers findet ihr hier.
Weitere Projekte der Streit Kultur 3 – MItmischen!
Picture this!
Urbanen Geschichten kann man fast überall lauschen – nahezu an jeder Ecke. Zwischen Straßen, Bahnhöfen, Plätzen, Kurven und Ecken treffen zeitliche Dimensionen aufeinander und kommunizieren miteinander. Schüler:innen der Wedding-Schule sind nach draußen gegangen und haben sich auf der Suche nach städtischer Kommunikation treiben lassen.
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Den Ratschlag, Grenzen zu setzen, hört mensch sehr oft. Aber was heißt das eigentlich genau? Wann und wo stoßen wir auf Grenzen? Wann finden wir sie gut und wann schlecht? Was sind unsere eigenen Grenzen? Wie kann man diese etablieren und was macht das mit uns und anderen? Das Thema wird von den Schüler:innen tänzerisch und performativ erforscht.
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Gerne allein sein, aber sich nicht einsam fühlen. Ruhe und Rückzugsorte finden und trotzdem Teil eines Kollektivs sein. Geht das? Schüler:innen der Kurt-Tucholsky-Oberschule stellen sich performativ die Aufgabe, eine Gemeinschaft zu gründen, in der mensch gemeinsam das Alleinsein genießen und hierbei dennoch Halt in einer Gruppe finden kann.
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Ein Tauber und ein hörender Künstler erproben gemeinsam mit Kindern einer dritten Klasse die Möglichkeiten von visueller Kommunikation. Vieles und ganz anderes lässt sich erzählen.
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Mitmischen! 16 Jugendliche organisieren selbst den Festivaltag der Streitkultur im FELD-Theater. Erfinden Spiele, sorgen für einen guten Ablauf und eine spannende Diskussion.
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Eine Gruppe Jugendlicher geht der Frage nach, wofür sie sich engagieren würden. Und warum manchmal die eigenen Überzeugungen mit der Realität kollidieren.
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Eine Künstlerin setzt in zwei Kursen der Bettina-von-Arnim-Schule einen Prozess in Gang und die Schüler:innen finden zu zwei ganz unterschiedlichen Präsentationen auf dem schuleigenen „More than Arts Festival“: einem Audiowalk und einem performativen Rundgang. Ganz persönlich und sehr tief geht es in beiden. Es geht um Ängste, Wünsche, Unsicherheiten, den Druck nach und während Corona und die Aufforderung ans Publikum, sich selbst zu verorten und mitzumischen.
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Die Klasse 6c der Peter-Pan-Grundschule hat das Thema „Armut“ gewählt. Die Kinder sind sich sicher: Weil sich nicht alle aus der Klasse alle Wünsche erfüllen können, die einen mehr haben und die anderen weniger, gibt es Streit. Streit, der nicht sein muss und der seine Ursachen hat irgendwo außerhalb der eigenen Verantwortung.
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Fluchen, schimpfen, spielen, rappen! Wir halten uns an die Spielregeln, aber wenn’s schief geht, wird geflucht – natürlich ohne jemanden (verbal) zu verletzen! Das choreografische Spiel erlaubt den Kindern Geduld zu erproben, ihren Emotionen freien Lauf zu lassen und sich auszutoben.
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